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«Welcome»-Schöpferin Barbara Stauffacher Solomon 95-jährig gestorben
Der vier Meter hohe und 29 Meter breite Schriftzug «WELCOME» aus weiss lackiertem Stahl hängt an der Strassenstützmauer unterhalb des Bahnhofs und ist vom zugefrorenen St. Moritzersee aus gut sichtbar. Die Autos fahren zwar zu nahe daran vorbei, um ihn richtig wahrzunehmen, dennoch ist dies der richtige Ort für die «Supergrafik». Denn die Initianten wollten bewusst nicht der gängigen Marketinglogik von Skulpturen in der Landschaft folgen und ein neues, starkes Wahrzeichen schaffen.
Stauffacher Solomon studierte in der Schweiz
Die für einen Ferienort passende Willkommensbotschaft «Welcome» zeigt die unverwechselbare Typografie von Barbara Stauffacher Solomon. Die Amerikanerin war Grafikerin, Designerin, Architektin und Malerin und lebte bis zu ihrem Tod in San Francisco. In den 1950er Jahren studierte sie Grafikdesign bei dem bekannten Grafiker Armin Hofmann in Basel, wo sie ein Jahr lang die Buchstaben der Schrift Helvetica von Hand zeichnete. Später prägte Stauffacher mit ihren auf der Helvetica basierenden Supergrafiken die Ästhetik des legendären Aussteigerprojekts Sea Ranch in Kalifornien, das sie über die Grenzen hinaus bekannt machte. Ihr Stil war kühn und frisch, oft geprägt von roten und schwarzen Grafiken mit viel Leerraum, klaren Linien und serifenloser Helvetica – ein für die damalige Zeit erstaunlicher Anblick, der sie zu einer Schlüsselfigur der modernen Designbewegung der 1960er Jahre machte.
Von der temporären Installation zum permanenten Werk
Der Welcome-Schriftzug in St. Moritz ist Ausdruck des von Stauffacher Solomon selbst geschaffenen „BSS-Alphabets“, das die Künstlerin im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt hat. Diese "Supergrafik" ist weder Schrift noch Architektur, sondern eine hybride Form, die eine erstaunliche räumliche Wirkung entfaltet. Die ursprüngliche Idee für das Werk geht auf ein Projekt zurück, das der damalige Schweizer Generalkonsul in San Francisco, Benedikt Wechsler, mit der Künstlerin initiiert hatte. Seit der Vernissage im Spätherbst 2022 ist das Werk auf grosses Interesse gestossen und wurde in internationalen Magazinen wie Wallpaper, an Institutionen wie der Art Basel oder an Veranstaltungen wie den Engadin Art Talks thematisiert. Die Gemeinde St. Moritz unter Gemeindepräsident Christian Jott Jenny beschloss deshalb, die ursprünglich temporäre Installation zu einem permanenten Werk zu erheben und erwarb 2023 das Kunstwerk.
«Welcome» ist ein öffentliches Engagement der Gemeinde St. Moritz, von St. Moritz Kultur und St. Moritz Tourismus. Das Projekt wurde initiiert vom „Council of the Serpentine Galleries“, London, und ermöglicht durch die besondere Unterstützung der Thomas und Doris Ammann Stiftung, Zürich, und der Galerie von Bartha, Basel und Kopenhagen.